PIAAS-Studie

Eine psychologische Kurzintervention für afghanische Geflüchtete in Österreich

Psychische Gesundheitsprobleme sind weit verbreitet und betreffen alle Bevölkerungsgruppen. Geflüchtete und AsylwerberInnen haben aber ein ausgeprägteres Risiko an psychischen Störungen zu erkranken. Sie sind vielfach von traumatischen Erfahrungen durch Krieg, Folter oder Verfolgung betroffen und von Stressoren, die sich durch Flucht und Migration ergeben haben. Insbesondere Postmigrations-Stressoren (z.B. ein unsicherer Aufenthaltsstatus, beengte Wohnsituationen, eingeschränkte Beschäftigungsmöglichkeiten) stellen einen der größten Belastungsfaktoren dar. Geflüchtete und AsylwerberInnen aus Afghanistan bilden eine besonders vulnerable Gruppe, da sie häufig wenig über psychische Gesundheit wissen.

Behandlungsmanuale berücksichtigen die angeführten Stressoren kaum. Der Großteil der vorhandenen Therapiemanuale fokussiert auf die Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Allerdings leiden viele Geflüchtete auch an anderen psychischen Problemen, wie Depressionen oder Angststörungen. Es existiert so gut wie keine Forschung zur Behandlung der psychischen Probleme Geflüchteter abseits der PTBS.

Ziel dieser Studie ist es, erstmalig die Wirksamkeit eines kurzen psychologischen Manuals für afghanische Geflüchtete zu überprüfen. Das Manual wird im Rahmen der Studie so adaptiert, dass es auch Postmigrations-Stressoren berücksichtigt (adaptiertes "Problem Management Plus, PM+").

PM+ wurde ursprünglich von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelt, insbesondere für die Anwendung durch Laien für Betroffene.

PM+ verfolgt einen lösungsorientierten Ansatz und zielt auf die Entwicklung von Copingstrategien für den Umgang mit psychosozialen Problemen (z.B. Stress, Angst, Gefühle von Hilflosigkeit) ab.

In der Studie werden darüber hinaus die subjektiven Erfahrungen der Teilnehmenden mit dem Manual ermittelt und die Möglichkeit einer breitenwirksameren Implementierung überprüft.

Ablauf und Inhalt der Studie:

  • ExpertInneninterviews zu Postmigrations-Stressoren
  • Erweiterung des PM+ Manuals (WHO, 2016) um Strategien zum Umgang mit Postmigrations-Stressoren
  • Interviews / Diagnostik mit Klinischer PsychologIn zu 3 verschiedenen Zeitpunkten
  • Nach dem Zufallsprinzip werden etwa die Hälfte der Teilnehmenden ausgewählt, die die Möglichkeit haben an insgesamt 6 Einheiten zu je 90 Minuten im Einzelsetting teilzunehmen. (Gegebenenfalls mit Dolmetscherunterstützung)
  • Durchführung sogenannter Tiefeninterviews mit einzelnen Teilnehmenden
  • Entwicklung und Evaluation eines Online-Schulungsprogramms für PsychologInnen und PsychotherapeutInnen

Ziel der Studie:

  • Reduktion von Symptomen psychischer Erkrankungen
  • Unterstützung beim Umgang mit Postmigrationsstressoren
  • Steigerung der Lebensqualität
  • Evaluierung der Wirksamkeit des Manuals
  • Untersuchung der Veränderung der Symptomstruktur über einen spezifischen Zeitraum hinweg
  • Evaluierung der Akzeptanz des Manuals
  • Entwicklung und Evaluation eines Online-Schulungsprogramms

ACHTUNG: Die Teilnahme an dieser Studie ersetzt keine Pychotherapie! Im Krisenfall kontaktieren Sie bitte der 24-Stunden Hotline des Sozialpsychiatrischen Notdienstes (+43/1/313 30) !

 

Referenzen:

World Health Organization. Problem Management Plus (PM+): Individual psychological help for adults impaired by distress in communities exposed to adversity (WHO generic field-trial Version). Geneva, Switzerland: WHO; 2016.